Prüfung und Abnahme der Glocken
Am Dienstag den 16.01.2018 war es soweit: sechs Mitglieder der Seulinger Glockengruppe machen sich mit dem Glockensachverständigen Herrn Dipl. Phys. Andreas Philipp nach Karlsruhe zur Fa. Bachert auf. Es steht die Abnahme der drei neuen Seulinger Glocken auf dem Programm.
Am 20.10.2017 wurden die neuen Seulinger Kirchenglocken bei der Fa. Bachert gegossen. Nach dem die Glocken abgekühlt waren, mussten diese aus der Brenngrube ausgegraben und zunächst grob von Erde, Ton, und Schlacke gereinigt werden. Anschließend wurden die Glocken fein abgeschliffen, so dass sie einen silbernen Glanz erhalten haben.
Nach einer Vorprüfung durch die Glockengießerei Bachert, erfolgt nun die Prüfung im Auftrag der Kirchengemeinde durch den Glockensachverständigen Herrn Philipp. Ziel ist dabei festzustellen, ob die Glocken wie bestellt hergestellt wurden. Insbesondere wird darauf geachtet, ob Gussfehler vorliegen, welche die Haltbarkeit der Glocken gefährden könnten und dass der Klang der Glocken stimmt.
Wenn eine Glocke angeschlagen wird, entsteht ein charakteristischer Klang. Jede gegossene Glocke ist ein Unikat und hat daher einen individuellen Klang, der auf ihrer geometrischen Form – der Rippe – und dem verwendeten Metall beruht. Der Schlagton ist der Nennton, weil er als subjektiv stark wahrgenommener Ton, die Empfindung der Tonhöhe einer Glocke bewirkt. Der Schlagton einer Glocke ist dabei kein realer Ton und daher physikalisch nicht messbar, wird aber trotzdem wahrgenommen. Das liegt daran, dass sich der Schlagton aus den Teiltönen Oktave, Duodezime und ggf. Doppeloktave bildet. Diese realen Teiltöne sind wiederum messbar. Dafür wird die Glocke von Herrn Philipp mit der Stimmgabel angeregt. Die Frequenz wird so lange an der Stimmgabel verändert, bis eine Resonanz auftritt und so ein Teilton gefunden ist. Kraftvoll wird dazu die Stimmgabel mit einem kleinen Hämmerchen angeschlagen, auf eine der neuen Seulinger Kirchenglocken aufgesetzt und dann von links nach rechts auf der Glocke gedreht. Dabei gibt die Glocke sich ständig verändernde Töne von sich.
Neben den einzelnen Tönen, wird auch die Abklingdauer jeder Glocke von Herrn Philip gemessen. Dafür werden die Glocken einzeln angeschlagen und gemessen, wie lange der Ton zu hören ist. Der Klang einer durch Stoß angeregten Glocke erfährt infolge Schallabstrahlung, äußerer und innerer Reibung einen Energieverlust, wodurch der Klang schwächer wird. Die Schwingungen der Glocke unterliegen also einer Dämpfung. Diese Dämpfung wird über die Abklingdauer gemessen.
Zum Abschluss der Prüfung werden die Glocken noch gewogen. Die Martinsglocke wiegt 1.840 kg, die Marienglocke 1100 kg und die Johannesglocke 752 kg .
Zum Abschluss empfiehlt Herr Philipp der Kirchengemeinde die Abnahme der Glocken. Damit steht der Glockenweihe am 10. Mai 2018 nichts mehr entgegen.
(Angaben zum Gewicht korrigiert am 24. April 2018.)