„Die Freude an Gott ist unsere Kraft“
Große Wallfahrt in Germershausen
Zum Wallfahrtsgottesdienst mit Bischofs Dr. Heiner Wilmer SCJ in Germershausen kamen mehrere tausend Menschen. Teilweise waren sie früh morgens losgepilgert, um rechtzeitig in „Maria in der Wiese“ zu sein.
Mit dem Fahrrad aus Gieboldehausen kamen der 5-jährige Luca und sein 8-jähriger Bruder Noah. Ihre Großeltern Regina und Bernward Weinrich waren mit ihnen die rund 8 Kilometer geradelt. „Luca musste ganz schön strampeln, bei dem kleinen Fahrrad“, erklärt seine Großmutter. Während Noah bereits das zweite Mal dabei war, sei es für Luca der erste Besuch der Großen Wallfahrt.
Auch Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ war erstmals zur Großen Wallfahrt nach Germershausen gekommen. Zu Beginn des Gottesdienstes scherzte er, dass er nicht das erste Mal in dem kleinen Wallfahrtsort zu Gast sei: „Im letzten Jahr war ich mit einer Gruppe Jugendlichen bereits hier auf einer Pilgerwanderung. Damals noch in Turnschuhen und Jeans, heute habe ich mich etwas ordentlicher angezogen“.
Nur wenige Momente später wird es ernst, als Bischof Wilmer in der Predigt dazu auffordert, den „Blick auf das Leid von Müttern tot geborener Kinder“ zu richten. Er erklärt, dass diese Frauen unvorstellbares Leid durchleben. Dieses könne auch nicht durch gutgemeinte aber zumeist verletzende Kommentare wie „ach, es hätte vielleicht nicht sein sollen“, oder „beim nächsten Mal klappt es bestimmt“ gemildert werden. In leidvoller Zeit brauche es vielmehr die Nähe eines Menschen: „Wir müssen bei dem Menschen sein und mit ihm durch das Tal der Tränen gehen.“ Der Bischof fordert dazu auf, eigene Themen in bescheidener Haltung zurückzuhalten, um ganz beim Anderen zu sein, denn „Die Freude an Gott ist unsere Kraft, indem wir weinen mit den Weinenden, lachen mit den Lachenden und die Kunst des Zuhörens verstehen“. Das mache eine starke Begegnung und auch Gastfreundschaft aus.
Auch die Legende des Wallfahrtsorts aus dem 15. Jahrhundert, in der ein Schäfer ein Licht im Weidenbaum sieht wurde allen während des Gottesdienstes ins Gedächtnis gerufen. Vor über 300 Jahren entwickelte sich daraus schließlich eine rege Wallfahrtstradition. „Sie wird von Generation zu Generation weitergegeben“, beteuert Andrea Dreyling aus Duderstadt, die selbst als Kind das erste Mal mit ihren Eltern dabei war. Besonders begeistert sie die Gemeinschaft: „Man trifft viele Leute, die man sonst selten sieht, jeder ist da." Die Wallfahrt gehöre einfach zum Eichsfeld.
Auch Regina Weinrich bestätigt: „Die Wallfahrt in Germershausen ist Tradition“, und ihr Mann Bernward fügt hinzu: „Und natürlich ist es auch ein Glaubensbekenntnis.“ Zusätzlich wollte Noah heute noch einmal schauen, wie alles abläuft, bevor er nächstes Jahr selbst als Erstkommunionkind dabei sein wird. Bevor es für die Vier mit dem Rad wieder nach Gieboldehausen zurückging, genossen sie noch das gemütliche Beisammensein vor der Bildungsstätte St. Martin.
Von Jula de Buhr